Ampel-Gesetz löst Run auf Gas und Öl aus
SHK-Betriebe Dertenkötter und Möllers geben MdB Marc Henrichmann ein “fachliches Update” zum Gebäudeenergiegesetz
Welche Heizung darf ab wann noch wo eingebaut werden? Die Ampel diskutiert, liefert aber noch keine Antworten. „Die Leute sind verunsichert“, sagt Johannes Möllers. Beim Heizungsbaumeister aus Coesfeld steht das Telefon nicht still. „Viele wollen wissen, was sie machen müssen und wieviel Zeit sie haben“, berichtete er dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann. Der CDU-Politiker ließ sich ein „fachliches Update“ geben. Denn Unsicherheiten erschwerten auch die politische Arbeit: „Wir wissen nicht, was Minister Habeck als Nächstes plant“.
Das gewünschte Update lieferten neben Möllers auch Ulrich Müller, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die Energieberater Konrad Frankemölle und André Harbring sowie Jens Dertenkötter, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik, und dessen Stellvertreter Egbert Möllers. „Sind die Heizungspläne praktisch umsetzbar?“, erkundigte sich Henrichmann mit Blick auf technische Voraussetzungen, Lieferzeiten für Wärmepumpen und den Mangel an Fachkräften, die die neuen Anlagen einbauen sollen.
Dertenkötter erlebt in seinem Betrieb in Havixbeck das Gegenteil dessen, was die Ampel plant, nämlich einen „Run auf Gas und Öl“. Bei Möllers sieht es ähnlich aus. Über 100 Wärmeerzeuger verbaut sein Unternehmen jedes Jahr, 2022 liefen davon 46 Anlagen mit Gas. „Dieses Jahr sind es schon jetzt 40.“ Dabei wird laut Energieberater Frankemölle die Förderung für die Wärmepumpe durchaus angenommen. Bis zu 40 Prozent Zuschuss gibt es vom Bund. Wer ins Gebäude investiert, bekommt allerdings viel weniger – „zum Beispiel nur 15 Prozent für neue Fenster“. Diese Verteilung sei nicht stimmig.
Auch Dertenkötter hielt es für sinnvoller, sich zuerst die Gebäudehülle, die Dachdämmung oder die Fenster vorzunehmen und danach die passende Heizung einzubauen. „Stattdessen ersetzen wir zehn Jahre alte Kessel, die top in Ordnung sind“, berichtete er und sprach sich für eine Priorisierung aus. Auch Möllers würde lieber erst die 30 oder 40 Jahre alten Kessel aus den Kellern holen. Für mehr reichten die Kapazitäten bei 19 Millionen Anlagen in Deutschland nicht: Für einen kompletten Austausch, soweit überhaupt notwendig, bräuchten alle verfügbaren Installateure etwa 15 Jahre. Mit dem Gedanken, verpflichtend erst die ältesten und ineffizientesten Anlagen zu ersetzen, konnte sich Henrichmann anfreunden. Darüber hinaus wünschte er sich mehr Planbarkeit. Der Einstieg in die CO2-Besteuerung durch die Vorgängerregierung zum Beispiel mache regenerative Energien attraktiver und kalkulierbarer. „Diese Verlässlichkeit fehlt heute.“
Besser sei es – so waren sich alle einig – alte und ineffiziente Anlagen sukzessive auszutauschen und beim Sanieren einen ganzheitlichen Blick mit Augenmaß zu bewahren.