“Die Einheit im Handwerk erhalten“
ZDH-Präsident Jörg Dittrich diskutierte mit Podiumsteilnehmern und zahlreichen Gästen lebhaft über die Aussichten von Handwerk und Mittelstand in Deutschland.
„Die Einheit des Handwerks ist der Schlüssel zum Erfolg”: Mit diesen kraftvollen Worten eröffnete Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, die Podiumsdiskussion in den Handwerks-Bildungsstätten in Coesfeld vor wenigen Tagen. „Anstatt im steifen Anzug würde ich jetzt hier auch lieber in Arbeitskleidung erscheinen“, sagte der Dachdeckermeister aus Dresden und erntete damit sofort die Sympathie des Publikums. Trotz der trüben Stimmung im Land: „Die Zukunft des Handwerks ist hervorragend“, betonte Dittrich. Gute Wirtschaftspolitik erfordere keine Straßenproteste, sondern eine klare Vision. Die allgemeine Regierungsschelte konterte Dittrich: „Die Regierung und Habeck halten Wort – wir sind im konstanten Austausch“, beschrieb er den Umgang mit den Verantwortlichen in Berlin.
Unter dem Motto “Politik-Handwerk-Mittelstand – Wohin steuern Handwerk und Mittelstand in Deutschland?” waren Dittrich und viele weitere Gäste der Einladung der Kreishandwerkerschaft Coesfeld gefolgt, um über die aktuelle Situation des Handwerks und die anstehenden Herausforderungen zu diskutieren. Trotz der “Bürokratie aus Brüssel”, des Fachkräftemangels und anderer Hürden sieht Dittrich viele Chancen für das Handwerk. Nachhaltigkeit, regionale Identität und künstliche Intelligenz sind laut dem obersten Repräsentanten des deutschen Handwerks die Mittel, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Dabei sei die Interessenvertretung auf regionaler Ebene der richtige Weg, um auch in Berlin und Brüssel Gehör zu bekommen. „Wir sind in Deutschland sehr gut aufgestellt mit Innungen und Kreishandwerkerschaften, die den kleinen und mittelständischen Handwerksunternehmen eine starke Stimme verleihen,“ lobte Dittrich. Diese Struktur gibt dem Handwerk in der Region eine gute Stabilität.
“Wenn das Handwerk gute Laune hat, dann ändert sich auch die Stimmung in Deutschland”, Jörg Dittrich, ZDH-Präsident.
Doch auch kritische Stimmen wurden in der Diskussion laut: Jungunternehmerin Pia Lütkenhaus vermisst Sicherheit bei der Betriebsübergabe und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Stefan Thesing, Elektromeister, Vorstandsmitglied der Innung und Prüfungsausschussmitglied, beklagte die schwindende Leistungsfähigkeit der Auszubildenden. Dittrich kommentierte dazu: „Wir sind zum Reparaturbetrieb einer verfehlten Bildungspolitik geworden.“
Stephan Hericks, Dachdeckermeister und Obermeister, zeigte sich besorgt darüber, dass manchem Auszubildenden im ersten Jahr zunächst das Schreiben und Rechnen beigebracht werden müsse. „Handwerk fängt in der Birne an, nicht in den Fingern“, betonte er. Doch auch Lösungsansätze wurden diskutiert, wie der Umgang mit zugewanderten Arbeitskräften. Thesing selbst habe einen albanischen Mitarbeiter ausgebildet, den er nun trotz eines Gesellenbriefes nicht weiter beschäftigen dürfe. Die Unsicherheit im Bausektor, die der Wirtschaft insgesamt schadet, sei den Verantwortlichen in Berlin bekannt. Die Forderungen nach verlässlichen Förderprogrammen für diesen Wirtschaftszweig würden immer lauter. Der ZDH-Präsident versprach, dass er den Bundeskanzler Olaf Scholz bereits in den nächsten Tagen treffen und die Anliegen des Kreises Coesfeld – wie des gesamten Handwerks – direkt an ihn weitergeben werde.